Unna. Der Countdown läuft wie in einem NASA-Kontrollzentrum, der Startplatz wird geräumt, die Freigabe vom Tower erklingt und schließlich bewegt sich eine Sonde in Richtung des strahlend blauen Himmels. Was zuerst wie der Beginn eines Berichts der NASA oder der ESA klingt, konnte am vergangenen Wochenende vom 28. Und 29. 06. 2025 in Unna Realität werden. Im Stadtteilzentrum Gartenvorstadt Unna-Süd hat das Team des U.S.S.Vision e.V. aus Münster zusammen mit dem Kinder- und Jugendbüro (KiJuB) der Stadt Unna und der Landesarbeitsgemeinschaft Kunst&Medien (LAG KM) NRW für zwei Tage mit Kindern und Jugendlichen aus Unna und der Umgebung multiprofessionell und interdisziplinär den Start eines Helium-Ballons vorbereitet, der mehr als nur ein Missionsziel verfolgte.
Ganz nach dem Motto „Botschafter der Menschheit“ diente das Projekt, das mit Genehmigung der zuständigen Bezirksregierung Münster und der Deutschen Flugsicherung durchgeführt wurde, dem Ziel, Kinder und Jugendliche Einblicke in spannende Projektarbeiten aus Wissenschaft, Medien, Kunst und Technik zu geben und sie für Fragen rund um die Entdeckung und Erforschung des Weltalls und des Weltklimas zu begeistern. Highlight war der tatsächliche Start des Heliumballons, der nach einem Aufstieg bis auf etwa 35.000 Meter und knapp 3 Stunden Flug seinen Weg aus Unna bis nach Nordhessen fand, wo er von den Rückholteams des U.S.S.Vision e.V. geborgen wurde.
Um ein authentisches Erlebnis zu schaffen und Teamwork bei den Kindern und Jugendlichen im Alter von 7-13 Jahren zu fördern, konnten sich diese im Laufe des Wochenendes einer von insgesamt 4 Abteilungen zuordnen, die sich jeweils mit einem Teilgebiet der Erforschung des Weltalls befassten, die zuvor von einem Team aus Lehramtsstudierenden und Experten aus den jeweiligen Fachbereichen vorbereitet worden waren. Im technischen Bereich wurden der Ballon und seine Traglast, bestehend aus einer mit Kameras und einem speziellen Datenlogger ausgestatteten Sonde aus Styropor auf den Flug vorberietet. Technisches Verständnis und ein wenig Handwerkliches Geschick waren bei der Montage der Sonde gefragt, jedoch auch die Fähigkeit zur Koordination, da für den Heliumballon ein maximales Startgewicht einzuhalten war.
Parallel hierzu wurde ein Teil des Stadtteilzentrums vom Team des U.S.S.Vision e.V. mit Computertechnik in ein authentisches Missions-Kontrollzentrum verwandelt, von dem aus der Ballonstart koordiniert und der Flug weiterverfolgt werden konnte. Im Fokus stand hier die Fähigkeit zur Kommunikation und zum Teamwork, wobei besonders die spannende, reale Kommunikation mit dem Tower des Dortmunder Flughafens einen echten Höhepunkt für die Kinder und Jugendlichen darstellte.
Entwickelt durch zwei Biologiestudierende von der Universität Münster wurde ebenfalls ein Workshop zur Konzipierung eines umweltwissenschaftlichen Experiments angeboten, bei dem die Kinder von der Fragestellung bis zur Montage des Experiments an der Ballonsonde den gesamten Forschungsprozess erleben und selbst gestalten durften. Besonders das Interesse für den Klimawandel und die Wirkung von Sonnenstrahlen auf unsere Atmosphäre und Lebewesen begeisterte die jungen Forscher, die ein Experiment zum Schutz von Pflanzen gegen UV-Licht planten.
Gemeinsam mit dem Dortmunder Künstler und Fotografen Jens Sundheim stellte sich eine weitere Gruppe Kinder der Frage, was Menschen ausmacht und wie wir Menschen uns darstellen möchten. Im Stil der „golden record“, die im Jahr 1977 mit den Voyager-Raumsonden in die Milchstraße gestartet waren, entwickelten sie eine Nachricht, die die Stratosphärensonde auf ihrem Flug begleitete. Fragen von Symbolen, Kunst und der Gesellschaft konnten so auf anschauliche und mitreißende Weise vermittelt werden, während die Kinder auch die Möglichkeit hatten, ihre persönlichen Sichtweisen auszutauschen und ihre Kreativität zu nutzen.
Zum Start am Sonntag gegen 13:30 Uhr, dem auch Eltern und Vertreter des KiJuB Unna sowie der LAG KM beiwohnten, herrschte strahlender Sonnenschein bei nur mäßiger Bewölkung über Unna, wenngleich der Wind zum zeitweisen Abreißen der Stützschnüre führte, die den Ballon bis kurz vor dem Start am Boden hielten. Nach dem Start nahm Björn Redemann vom U.S.S.Vision e.V. eine Ehrung der anwesenden Projektmitarbeiter vor, die über die letzten Monate dafür gesorgt hatten, dass dieses Projekt möglich werden konnte.
Die Flugbahn führte den Ballon, der nach dem Aufstieg in ca. 35.000 Metern Höhe platzen würde, über das Sauerland nach Nordhessen, wo er schließlich, gebremst durch einen Fallschirm, in einem Feld landete. Mit zwei Autos hatten sich zuvor Vereinsmitglieder des U.S.S.Vision e.V. auf den Weg nach Brilon im Sauerland gemacht, dem errechneten Landepunkt, der jedoch ca. 50 Autominuten vom tatsächlichen Landepunkt entfernt war. Nach ca. 3 Stunden konnten die Sonde samt Fallschirm vom Team der U.S.S.Vision geborgen und schließlich sicher zurück nach Unna gebracht werden, wobei der Jubel bei den in Unna gebliebenen Kindern, Jugendlichen und Eltern groß war. Fleur Vogel, geschäftsführende Bildungsreferentin der LAG KM, die maßgeblich zur Umsetzung des Projektes beigetragen hatte, fasste das Projektwochenende begeistert zusammen: „Ganz besonders hat mich die Spannung vor dem Start beeindruckt. Die teilnehmenden Kinder und das Team der USS Vision sind in nur zwei Tagen zu einer Gemeinschaft zusammengewachsen, die Großartiges geleistet hat. Jede und jeder hat einen Teil beigetragen und wurde gebraucht. Der Jubel und die Freude, als der Start nach langem Zittern dann glückte, war echt ansteckend!“
Das Projektwochenende ist Teil des Bildungsangebots „Vision Space Academy“, das der U.S.S.Vision e.V. seit 4 Jahren im Kreis Unna im Rahmen Veranstaltungen der außerschulischen Kinder- und Jugendbildung anbietet. In den kommenden Wochen wird das Team der U.S.S.Vision unter anderem beim Kinder-Ferienspaß in Bönen und Hamm zu Gast sein. Mehr Informationen auf www.v-s-a.de
Das Projekt wurde gefördert von der Stadt Unna und dem Ministerium für Kinder, Jugend, Familie, Gleichstellung, Flucht und Integration des Landes Nordrhein-Westfalen.